In meinem Kopf geht es immer wieder rund. Manchmal will mein Verstand nicht schweigen. Er denkt, analysiert, überdenkt, strukturiert. Ich bin schon froh, meinen Verstand nutzen zu können. Doch spätestens wenn es Abend und Nacht wird, wenn Erholung nötig ist, dann ist mein Verstand weniger hilfreich. Mir hilft es oft „eine Nacht drüber zu schlafen“. Oft sieht die Welt am nächsten Morgen etwas anders aus. Eine gute Nacht schafft Distanz. Gerade in dieser bewegten Zeit, in der so viele Völker in Bewegung sind, bewegt sich vieles in uns Menschen. Pläne, Sorgen, Ideen, Angst, Unsicherheit und Mitgefühl. Aber was tun gegen dieses Geplappere im Kopf?
Mir ist diesen Sommer eine Möglichkeit untergekommen, die ich gerne mit euch teilen möchte. Osho schlägt in seinem Buch „Kreativität“ vor den Verstand zum Schweigen zu bringe, indem wir aussprechen, was uns im Kopf umher schwirrt.
„Doch das Schließen des Mundes ist sehr hilfreich. Zunächst einmal (...) empfehle ich dir kräftig zu gähnen. Öffne den Mund so weit du kannst, reiße ihn soweit auf wie möglich und gähne so kräftig, dass es fast weh tut. Mache das zwei, drei Mal. (...) Und dann fang an zwei bis drei Minuten laut vor dich hin zu sprechen, völlig unsinniges Zeug, Kauderwelsch, was auch immer dir in den Sinn kommt. Sag es laut und hab deinen Spaß daran. Und danach schließe den Mund.“ (Osho, Kreativität, S.42f)
Wir sollen Gedanken also einfach vor uns her brabbeln, bis wir „leer“ sind. Im ersten Moment habe ich meine Kopf geschüttelt – mein Verstand hat sich sofort eingeschalten, um mir mitzuteilen, dass eine so einfache Möglichkeit nicht möglich sein kann.
Als ich dann doch wiedermal wach lag, nach Nächten mit wenig Schlaf da meine Tochter krank gewesen war, dachte ich: ich muss endlich schlafen! Und ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ich nur einschlafen könnte. Und über all die Dinge, die mich vom Schlafen abhielten. Da fiel mir Oshos Methode ein.
Leise begann ich Worte, die mir im Kopf herumgingen, auszusprechen – flüsternd, um niemanden zu wecken. Es wurden immer mehr Worte. Dann immer weniger. Hin und wieder noch ein Wort. Gähnen. Und dann war es plötzlich still in meinem Kopf. Schnell hatte sich mein Verstand wieder eingeschalten, um das soeben Erlebte zu analysieren. Also begann ich wieder zu flüstern. Wieder kehrte Ruhe ein.
Seither verwende ich diese Möglichkeit immer wieder. Sie hilft mir sehr. Dass diese Methode aus dem Buch Kreativität ist, finde ich mittlerweile sehr passend. „Kreativität bedeutet, etwas Neues ins Leben zu rufen und den Weg zu bereiten, dass das Unbekannte in das Bekannte eintreten kann, den Weg zu bereiten, dass der Himmel auf die Erde kommen kann.“ (Osho, Kreativität, S.105)
Neue Situationen erfordern unsere Kreativität. Sie fordern uns auf schöpferisch zu werden, nicht Vorhandenes zu kopieren. Kopierte Lösungen werden immer hinken, da Situationen nie ganz gleich sind. Unsere Kreativität wird durch Sorgen und Druck blockiert. Sorgen und Druck macht uns immer unser Verstand. Daher sollten wir lernen, unseren Verstand zur Ruhe zu bringen. Wir sollten Ruhe finden, um uns ausgeruht und entspannt unseren Lebensaufgaben zu stellen.
Ob wir nun unser eigenes Leben neu gestalten wollen und müssen.
Oder ob wir uns für das Leben anderer einsetzen:
Nur in einem ruhigen Teich spiegelt sich das Licht der Sterne. (Chinesisches Sprichwort)
In diesem Sinne wünsche ich, dass in unser aller Leben mehr Ruhe und Offenheit einkehrt. Zum Wohl aller.
Von Herzen,
Sigrid
PS: Wer Interesse an Oshos Buch bekommen hat, hier der volle Titel: Osho: Kreativität. Die Befreiung der inneren Kraft. Ullstein-Verlag.
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