So sehe ich das zumindest. Trauer wird leichter. Das Gefühl der Traurigkeit wird seltener. Neue Erinnerungen treten in dein Leben und das schmerzliche Erlebnis steht nicht mehr im Vordergrund. Das heißt aber nicht, dass nach dem noch immer vielzitierten 1. Trauerjahr die Trauer vorbei ist. Es gibt sogar Stimmen, die anmerken, dass das 2. Trauerjahr intensiver ist. Vielleicht eben weil wir das Gefühl haben, wir sollten nun wieder „normal funktionieren“ und im Alltag belastbar sein.
Vielleicht haben manche Menschen das Gefühl, nicht einmal ein Jahr zur Trauer zu brauchen.
Es gibt hier kein Falsch und kein Richtig. Es gibt nur dich, in deiner Situation, mit deinen Erfahrungen und deinen Gefühlen.
Was allerdings immer wieder passieren kann – und das auch noch Jahrzehnte nach dem Verlust – ist, dass eine Welle der Trauer hochkommt. So kann bei einer verwitweten Mutter etwa bei der Hochzeit ihrer Tochter das Gefühl der Trauer erneut hochkommen, weil ihr verstorbener Partner seine Tochter nicht zum Altar führen kann.*
Es ist wichtig zu wissen, dass das eine ganz natürliche Reaktion ist. Die Umwelt tut gut daran diese Gefühle nicht abzutun: „Komm schon, weine nicht. Es ist doch schon so lange her. Du bist doch schon längst darüber hinweg.“ Wenn in uns Freude durch eine Erinnerung ausgelöst wird und wir breit von einem Ohr zum anderen grinsend in Erinnerungen schwelgen, sagt ja auch niemand: „Komm schon, lächle nicht. Es ist doch schon so lange her. Du bist doch schon längst darüber hinweg.“
Trauer hat für mich kein Ablaufdatum. Aber wir können lernen mit ihr gut umzugehen, um uns wieder sicher und stabil zu fühlen. Denn dann erwacht der Mut ins Leben und für neue Pläne.
Alles Liebe,
Sigrid
PS: Aktuelle Termine des offenen Trauergruppe findet ihr hier.
*vgl. Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper, Lavia – Insitut für Familientrauerbegleitung
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