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PMS - Mit Stimmungsschwankungen besser umgehen

 Stimmungsschwankungen werden oft dem PMS – dem prämenstruellen Syndrom – zugeordnet, also treten sie gehäuft in der Zeit vor dem Einsetzen der Periode auf. Ich glaube, dass das fast jede Frau kennt. Wir sind sensibler, reagieren schneller und emotionaler. Ich weiß aus Berichten von Frauen, dass das viele Frauen sehr an sich selbst stört. Warum eigentlich? Die gefühlvolle Seite wird rein kulturell in Österreich weniger gelebt. Während Gefühlsausbrüche in südlicheren Ländern von feurigen Frauen fast erwartet werden, wird selbst in Beziehungen oft erwartet, dass wir uns still verhalten. Kein Wunder, wenn dann die Leidenschaft flöten geht. Manchmal denke ich, es wäre besser einmal eine Tür zuzuknallen und dem Unmut Ausdruck zu verleihen, als das Gefühl in uns hineinzufressen.

 

Diese emotionalen Anspannungen, die meist in der PMS-Zeit hochkommen, werden in der 5-Elemente-Lehre dem Holz, genauer gesagt dem Leberkreislauf zugeordnet. Das macht auch aus westlicher Sicht Sinn, denn die Leber speichert bis zu 1 Liter Blut und sorgt für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt – all das steht in Zusammenhang mit der Menstruationsblutung. In den meisten Fällen von Menstruationsbeschwerden handelt es sich um eine Stagnation des Leber-Qi, was bedeutet, dass der Fluss der Lebensenergie ins Stocken geraten ist.

 

Die Leber ist laut TCM dafür verantwortlich, dass das Qi geschmeidig durch den Körper zirkuliert. Unsere Gefühle sind Ausdruck des Qi und somit steuert die Leber auch unsere Gefühle. Da die Leber den Blutfluss steuert und das Qi bevor es die Gebärmutter erreicht durch die Leber fließt, steuert die Leber auch den Menstruationszyklus. Daher können die als PMS beschriebenen Symptome ein Zeichen für eine Blockade des Leber-Qi sein. In diesem Fall stauen sich die Gefühle und der Körper versucht diese Stagnation durch Wutausbrüche oder Weinkrämpfe zu lösen. Tränen sind in der TCM die Körperflüssigkeit, die der Leber zugeordnet ist. Zorn, Groll, Ärger und Frustration sind die Gefühle, die der Leber zugeordnet sind. Gibt es eine Disharmonie im Funktionskreis Leber, steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass diese Gefühle öfter und intensiver auftreten – was in der Zeit vor dem Beginnen der Monatsblutung öfter der Fall ist.

 

Wie kann ich nun damit umgehen? Aus meiner Sicht gibt es zwei Wege.

 

Der eine wäre ein Annehmen, dass es eben gerade so ist. Dieser Weg funktioniert gut, wenn du entspannt bist oder für dich erprobte Wege kennst, in denen du gut entspannen kannst. Wenn ich mich meiner Umwelt nicht so zeigen möchte, kann ich mehr Phasen des Alleinseins einplanen, in denen ich meinen Gefühlen freien Lauf lasse. Frauen, die sich gut abgrenzen können und von denen dies die Umwelt auch gewohnt ist, tun sich hiermit wohl leichter. Wichtig ist, dass ich mir bewusst bin, dass nun nicht die Zeit für weitreichende Entscheidungen ist, weil ich emotionaler und weniger weitsichtig reagiere. Übrigens passieren radikale Haarschnitte und Stilveränderungen oft während der PMS! Ich für mich habe beschlossen, in dieser Zeit keine neue Kleidung mehr zu kaufen, weil das meist Stücke sind, die ich ansehe und mir nur denke: „Was hat mich denn da geritten, diese Teil tragen zu wollen!?!“ Ich versuche auch wichtige berufliche und private Gespräche einige Tage hinauszuschieben. Mir als Mutter hilft es auch, wenn sich jemand ein paar Stunden mehr um meine Tochter kümmert. Ich sage meiner Tochter auch, dass gerade ein paar Tage sind, in denen ich mich nicht so gut fühle – wenn ich grantig bin, tut mir das Leid, ich meine es nicht so. Mein Mann bekommt auch immer eine Vorwarnung, dass nun die Tage vor den Tagen begonnen haben.

 

Der zweite Weg wäre, sich dieser kreativen Phase – wie Miranda Gray sie nennt - hinzugeben. Kreativ insofern, als unsere Gefühle sehr kreativ sind, aber auch die Kreativität in uns erwacht. Ich gebe zu, dazu muss man mutig sein – dieser Weg liegt wohl eher den „Macherinnen“ unter uns. In der kreativen Phase konzentrieren sich Frauen eher auf sich selbst. Sie sind kritisch und verfügen über eine geringere Toleranz für andere und alles, was nicht ihren Vorstellungen entspricht. Aktive Phasen von Lust und Antrieb nehmen ab, körperliche Kraft und Ausdauer lassen öfter nach. Da der Hormonspiegel sinkt, können starke Leidenschaft und nicht ausgedrückte Kreativität zu Reizbarkeit führen. „Aha!“-Momente  und plötzliche Inspirationen kommen in dieser Phase am häufigsten vor. *

Seit ich das weiß, schreibe ich meine Blogs  - so wie diesen – in dieser Phase. Ich gehe über an Ideen. Wenn ich aber keinen Raum finde, meine innere Stimme nach außen zu tragen, dann setzen bei mir die Stimmungschwankungen ein. Diesmal habe ich übrigens das Glück, dass meine Tochter einige Tage bei der Oma verbringt.

Diese Zeit ist optimal für spontane Kreativität, Fantasie, innovatives Denken, Problemerkennung sowie Reinigen und Aufräumen. Kreatives Garteln und Kochen, kann uns ebenso beflügeln wie basteln, malen, schreiben, nähen... Auch in der Arbeit können wir innovative Gedanken optimal einsetzen! Wir können auch unsere eigene Intoleranz ernstnehmen und diese nutzen, um Ungereimtheiten in unserem Leben zu beseitigen.

 

Nochmals Achtung: es geht um Problemerkennung! Agieren sollten wir erst, wenn unsere Tage vorbei sind, und wir wieder frisch und kraftvoll zu Taten schreiten können.

 

Und noch ein Wort an Männer, falls manche dies hier lesen: Sieh deine Frau in dieser Zeit als leidenschaftliche Frau an, die sich dir in ihrer Ehrlichkeit so zeigt wie sie ist. Du kannst viel über sie erfahren, was eure Beziehung vertiefen kann. Wenn ihr einender annehmt und euch sein lasst, wie ihr seid, ohne aneinander herumzunörgeln oder euch zu beurteilen, dann gebt ihr tiefer, knisternder Leidenschaft Raum in eurer Beziehung. Und das wünschen wir uns doch (fast) alle, oder?

 

Liebe Grüße,

Sigrid

 

*vgl. Gray, Miranda: The Optimized Woman, 2009

 

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