Manchmal scheint sich so ziemlich alles gegen mich verschworen zu haben. Etwa letzten Samstag, als ich mit meiner Freundin zum Tanzfest wollte. Ich tanze nämlich leidenschaftlich gern. Besser gesagt: tanzte gern. Irgendwie war mir in den vergangenen Jahren die Verbindung zu meinem Körper leider blockiert. Besser gesagt: ich konnte mit meinem Körper nicht ausdrücken, was in mir war. Das fühlte sich nach einem riesigen Verlust für mich an. Denn tanzen ist für mich, als würde ich meine Flügel ausbreiten. Aber irgendwann waren mir meine Flügel wohl abhanden gekommen.
Da ich gelernt habe mich sehr genau zu beobachten und mich mittlerweile sehr gut kenne, wurde mir langsam klar, dass mein Nicht-Tanzen etwas mit der Trauer um meine Tochter zu tun hatte. Noch mehr: am Tag, als ich von meiner zweiten Schwangerschaft erfuhr, war ich abends beim Freitanzen und bekam eine Tür auf meine kleine Zehe. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, saß den restlichen Abend am Rand und beobachtete das Tanzen um mich. Und mir kam der Gedanke: dieses Kind wird mein ganzes Leben zum Stillstand bringen. Ich beschloss das anzunehmen. Ein Stillstand kann ja gut tun. Immerhin wollte ich länger daheim bleiben als bei meiner ersten Tochter und das Mamaseins mehr genießen. Dass der Stillstand die Trauer um ihren Tod sein würde, stellte sich erst später heraus. Seit diesem Abend habe ich beim Tanzen immer das Gefühl gehabt, es sei nicht ganz echt. Nicht ganz ich. Es war nicht erfüllend sondern leer.
Bis ich es trotzdem tat.
Die Veränderung in mit hat sich langsam gezeigt. Ich habe etwa ganz spontan im November an einer Fortbildung für Veränderungstanz teilgenommen. Als Teilnehmerin in einem Frauenkreis habe ich nach dieser Fortbildung zum ersten Mal seit Jahren wieder das Gefühl gehabt im Tanz meine Gefühle nach außen tragen zu können. Und dann war da dieses Tanzfest Ende Dezember, noch vor Jahresende. Wäre es nicht schön, meine Blockaden im alten Jahr hinter mir zulassen?
Als das Ereignis näher kann, begann mein Körper mich zu fordern.
Am Abend davor begann mein rechter Fuß zu Schmerzen. Irgendetwas krampfte, wo ich vor Jahren verletzt worden war. Am Morgen des Tanzfestes wachte ich mit Kopfschmerzen auf, die weder sanfte Bewegung noch Yoga und auch keine Mediation beseitigen konnten. Sollte ich heute Abend absagen? Es wiedermal sein lassen? Obwohl es sich so richtig anfühlte hinzugehen?
Ich schenkte meinem Körper Ruhe und einen ausgiebigen Mittagschlaf. Mein Mann war sehr überrascht, als ich am Abend sagte, ich wollte tatsächlich weggehen. Und dann begann es auch noch zu schneien, was bei uns abends schnell zu Glatteis führen kann. Mein Mann meinte, dass sich wirklich vieles gegen mich verschworen hätte. Also rief ich in das Wetter hinaus: Ich fahre trotzdem!
Fazit: Ich war tanzen. Nicht den ganzen Abend, aber solange ich es genießen konnte. Und ich spürte, wie sich mein Körper weitete und ich Verlorenes wieder in mein Leben integrieren konnte.
Warum teile ich diese Geschichte mit euch?
Weil es oft so ist, dass uns unser Körper signalisiert: stopp. Oft schlägt uns etwas auf den Magen oder macht uns kopfzerbrechende Schmerzen. Oder wir werden richtig krank.
Das kann eine gute Schutzfunktion sein. Wenn es uns allerdings davon abhält etwas zu tun, das wir von Herzen gerne tun wollen, dann könnte es sein, dass wir uns selbst sabotieren.
Das passiert manchmal meinen Klientinnen, wenn sie das erste Mal zu mir kommen. Sie spürten den ursprünglichen Impuls, dass es ihnen gut täte, aber Angst gewohntes Terrain zu verlassen, löst körperliche Symptome aus.
Aber woher weiß ich, dass ich etwas trotzdem tun sollte?
Für mich ist es mein erster Impuls. Ich erinnere mich an das Gefühl, das hatte, als ich von einer Veranstaltung, einem Treffen erfuhr. Waren da Freude, Neugier, Lächeln – ja, dann ist das etwas für das es sich auszahlt es trotzdem zu tun. Stirnrunzeln, Seufzen, Augenverdrehen – nein, das muss nicht unbedingt sein. An mein erstes Gefühl erinnere ich mich, auch wenn mein Kopf dreiundneunzig Ausreden sucht, etwas nicht zu tun: Das ist zu weit weg. Zu spät abends. Da ist sicher kein Platz mehr frei. Ich muss morgen früh aufstehen. Ich habe keine Kinderbetreuung. Was werden andere denken, wenn ich das tue?
Veränderung bedarf achtsames Beobachten, Zulassen und Annehmen
Ich habe in meiner Situation beobachtet, dass es momentan unangenehm ist. Ich habe mir eingestanden, dass es mir Leid tat, dass ich etwas nicht tun kann. Ich habe meinem Körper freundlich mitgeteilt, dass ich seine Signale wahr und ernst nehme sowie ihm versprochen nicht über meine Grenzen zu gehen. Auch ein Telefonat mit meiner Freundin hat mich zuversichtlich gestimmt.
Was kann ich also in solchen Situationen machen, damit ich es trotzdem tue?
1. Beobachte, dass etwas in dir los ist ohne dich dafür zu schimpfen oder das abzuwerten.
2. Lass die Gefühle zu. Gefühle dürfen da sein.
3. Nimm deinen Körper ernst und schone dich, um Kraft zu tanken, es trotzdem zu tun.
4. Sei dir selbst deine beste Freundin und versprich dir, dass du sehr achtsam durch die Situation gehen wirst.
5. Hole dir bei Bedarf Unterstützung und Begleitung von außen.
Mein Neujahrsvorsatz dank dieser Erfahrung: Mehr auf meine ersten Impulse hören. Und Neues und Altes immer öfter trotzdem tun. Dazu werde ich mich immer wieder an mein Erfolgserlebnis von letzter Woche erinnern.
Wann bist du erfolgreich deinen Impulsen gefolgt?
Wann hast du etwas TROTZDEM getan, um dir selbst eine Freude zu machen?
Wie fühlt es sich an Neuland zu betreten?
Hier kannst du dir weitere Impulse für 2019 holen.
Ich wünsche dir ein glückliches, neues Jahr voller neuer Erfahrungen, die dich über deine bisherigen Grenzen hinauswachsen lassen, um immer mehr zu der Frau zu werden, die du tief in deinem Innersten bist.
Liebe Grüße,
Sigrid
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bettina (Mittwoch, 30 Januar 2019 08:07)
Das finde Ich sehr mutig.
DaNke Für die Erinnerung an Die eigenen Flügel.
Wie weit sie einen tragen, Darf man öfters erproben, das stimmt!:-)
Sigrid (Mittwoch, 30 Januar 2019 17:14)
Liebe Bettina! Danke für dein Kommentar. Ich wünsche dir, dass du dich voll Zuversicht deinen Flügeln anvertrauen magst. Es ist für mich so befreiend, den Wind unter meinen Flügeln wieder zu spüren.
Liebe Grüße,
Sigrid