Manchmal ist das kleine Mädchen in uns einsam, traurig, unsicher oder will weglaufen. Manche von uns reagieren dann mit überviel Tätigkeit. Eine Aktivität jagt die nächste. Denn so können wir nichts fühlen. Ist ja keine Zeit um wahrzunehmen, was in uns ist. Und wir glauben, das ist gut so. Vermutlich ist es auch eine Zeit gut so. So können wir überleben. Aber Lebensqualität und gar Lebensfreude finden wir nicht. Irgendwann kommt in den meisten Frauen der Zeitpunkt, an dem das kleine Mädchen in uns nicht mehr ignoriert werden kann.
Sehr oft werden wir mit unserem inneren Kind konfrontiert, wenn wir selbst Mutter werden. Dann steigen verstärkt Erinnerungen hoch. Manchmal sind es nur wage Gefühle, eine Atmosphäre. Wenn wir Mutter werden, werden wir mit unserer eigenen Kindheit und dem Verhältnis zu unserer Mutter – und natürlich auch unserem Vater – erneut konfrontiert. Die eine von uns will es ganz anders machen. Die andere bemerkt im Lauf der Zeit, dass sie eigentlich unbewusst in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten ist und reagiert, wie diese es schon getan hat. Das ist ganz normal, denn irgendwie gibt uns Bekanntes Sicherheit. Oder wir kennen gar nichts anderes. Oder eine Situation mit unserem Kind überfordert uns dermaßen, dass wir aus Erschöpfung auf Autopilot schalten.
In der Beziehung zu meiner sechsjährigen Tochter, werde ich immer wieder damit konfrontiert Stellung zu beziehen. Grenzen setzen lernen ist eines meiner Kindheits- bzw. Lebensthemen. Es geht gut, wenn ich gut bei mir bin und Zeit für mich hatte. Dann spüre ich ein klares Ja oder Nein in mir, das meine Tochter – dadurch, dass es so klar ist – nicht in Frage stellt. Das Verflixte ist irgendwie, dass ich gerade in stressigen oder emotional schwierigen Zeiten, in denen ich weniger Konflikte brauchen kann, schwierige Situationen verstärkt auftreten. Nach sechs Jahren Muttersein, hat sich für mich ein Weg als der hilfreichste herauskristallisiert: Ich nehme mir Zeit. Zeit, mich wirklich zu spüren. Mache Raum für Entspannung. Und für Lebensfreude.
Ich habe gemerkt, dass tägliche Dinge, die mir Freude machen, mir so viel Kraft geben.
Und wenn es nur mein Macchiato ist. Oder mein Schlaf-gut-Tee am Abend. Gute Laune Musik als Wecker. Je mehr ich meine Tage mit Schönem fülle, desto stärker fühle ich mich. Desto klarer bin ich in der Beziehung zu meiner Tochter. Und noch dazu humorvoller und lustiger – mit Humor kann ich so viele Situationen mit Kindern entschärfen, bevor etwas schwierig wird.
Das klingt nicht nach „an Veränderung arbeiten“ sondern Entspannung? Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Gewohnheiten wirklich ändern braucht ein klares Bewusstsein und einen starken Willen. Wenn aber die Klarheit da ist und ich etwas wirklich ändern will, dann sind wir schon am Weg in Richtung Veränderung.
Um das kleine Mädchen in dir zu heilen, darfst du dir nun selbst die Mutter sein, die du dir immer gewünscht hättest.
Wir können unsere Eltern nicht ändern. Egal wie „gut“ unsere Eltern waren – jeder Mensch trägt Verletzungen aus der Kindheit in sich. Wir können uns nun entscheiden selbst für uns zu sorgen. Denn im Hier und Jetzt können wir aktiv unser Leben gestalten. Uns selbst wie die (Piraten-)Prinzessin behandeln, die wir gerne gewesen wären. Respektiert, geachtet, geschätzt, selbstsicher und voller Tatendrang in einer Welt, die wir erobern dürfen. Es ist nun Zeit, die Königin oder gar Kaiserin in deinem Leben zu sein.
Irgendwann hat die Kaiserin keine Mutter mehr gehabt, die sich um sie kümmerte. Sie musste für sich selbst sorgen. Vielleicht wurde die Kaiserin von ihrer leiblichen Mutter auch gar nicht genügend bemuttert. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, jetzt bemuttert sie sich selbst. Die Kaiserin ist sich selbst eine gute Mutter. Sie bemuttert sich selbst, damit sie sich rundum wohl fühlt. Sie wartet nicht darauf, dass jemand anders für sie sorgt, denn darauf kann sie lange warten. So bringt sich die Kaiserin selbst Tee ans Bett und kauft sich selbst warme Socken. Sie kocht sich selbst das beste Essen oder wählt selbst die besten Restaurants aus. Sie wählt schöne und stärkende Kleidung. Sie sorgt für sich selbst, als sei sie die eigene ideale Mutter. So hat sie die Basis für alles andere. So gestärkt, braucht sie nichts zu fürchten.*
Was stärkt dich?
Was entspannt dich?
Was macht dich froh?
Finde eine kleine Sache und baue sie in deinen Alltag ein. Bis sie zur Gewohnheit geworden ist - wie mein Tee am Abend für mich. Oder einen Babysitter zu bezahlen, damit ich mich mit meiner Freundin treffen kann.
Jede Veränderung beginnt mit einem ersten Schritt. Du kannst ihn jederzeit setzen.
Herzensgrüße,
Sigrid
Buchtipp:
*Ulja Krautwald: Die Geheimnisse der Kaiserin. Fernöstliche Strategien für Frauen. Piper-Verlag.
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