Es ist wirklich soweit. Lange hat er auf sich warten lassen. Viele Geduldsproben haben mir die Wetterkapriolen im Mai gestellt. Der Sommer ist die Zeit, um zu SEIN. Unterwegs SEIN. Mit Menschen zusammen SEIN. In der Blüte des Lebens SEIN. Die Jahreszeit gehört dem Element Feuer der TCM an und entspricht auch dem Erwachsenenalter. Es ist die Zeit der Blüte, manches können wir schon ernten, aber sehr stark geht es noch darum vorzubereiten und auszusäen, damit wir im Spätsommer und Herbst üppig ernten können.
Nun ist von Nutzen:
spät zu Bett und früh sich zu erheben,
dass die Kraft des Sommers wirken kann.
Es ist nicht gut, stets nur im Schatten zu verweilen.
Auch ist nicht gut im Ärger zu verweilen.
Nun ist von Nutzen:
Die Gefühle frei lassen, Lebensfreude,
Blüten und Früchten gleich, offen zeigend.
Früh aus dem Haus, spät abends heimkehren,
als ob man seine Liebste in den Auen sucht.
Dies sind die Regeln, die den Weg zu langem Leben weisen.*
Dieser uralte Text stimmt mich fröhlich und nachdenklich zugleich. Denn füllen wir unsere Lebenskraft nicht mit Sommer-Qi auf, kann der Herbst und Winter beschwerlich werden. Unsere Lebenskraft und unser Immunsystem können geschwächt sein.
Empfehlenswert: Siesta, moderate Bewegung sowie rote und bittere Nahrungsmittel
Ich erinnere mich an die Sommer meiner Teenagerzeit, als ich mit meinen Eltern und meiner Schwester drei Wochen am Stück auf Corfu am Meer verbrachte. Das war Lebensfreude und Krafttanstelle pur. Weg vom Alltag. Viel Strand und Wasser. Und Verliebtsein. Lange wach unter dem Sternenhimmel, aber auch morgens früh geweckt von den Eseln. Dafür Siesta um die Mittagszeit – die aus Sicht der TCM übrigens sehr zu empfehlen ist. Regelmäßige Entspannungsphasen helfen uns die Zeit der Hitze unbeschadet zu erleben.
Moderate Bewegung ist im Sommer vorzuziehen und sollten wir vorrangig morgens und abends machen. Das dem Sommer dazugehörige TCM-Organ ist das Herz. Zu viel Hitze schadet auch aus schulmedizinischer Sicht unserem Herzen.
In unsere Ernährung sollten wir rote und bittere Nahrungsmittel einfließen lassen. Scharf angebratenes Fleisch – durch Grill- und Feuerhitze – sind zwar in unseren Kreisen üblich, sollten aber reduziert werden. Rotes Fleisch (besonders Rindfleisch) sind dem Element Feuer sehr wohl zugehörig. Es bietet sich an sanfter zu grillen oder Gemüse mit auf den Rost zu legen, etwa Tomaten und rote Paprika.
Um die bittere Note zu unterstützen, können wir Mandeln, Artischocken, Radicchio, Rosenkohl, Endivien in Beilagen einfließen lassen. Auch (alkoholfreies) Bier zählt hierzu.** Wie immer in der TCM geht es nicht darum Unmengen davon zu dir zu nehmen, sondern täglich etwas. Und du solltest darauf achten, was dir wirklich guttut – abseits von Tipps und Ratschlägen.
Im Feuer des Erwachsenenalters: kurze Nächte und Fruchtbarkeit
Parallelen zum erfüllten Sommer sollte unser Erwachsenendasein haben. Die Zeit der Beruf(ung)sfindung, Partnerschaft, Mutterschaft. Letztere in weitestem Sinne, auf welcher Ebene dies auch immer sein mag – wir können vieles bemuttern: Menschen, Pflanzen, Tiere bis zu unseren Projekten. Ist unser Erwachsenenalter – etwa bis zu Menopause – eine Zeit voller Bewegung und Schaffenskraft, werden wir im Herbst unseres Lebens vieles ernten können. Daher gilt es jetzt schon die Weichen zu stellen, für das, was wir später ersehnen. Vielleicht ist das ja ein offenes Geheimnis, um einer Midlifecrisis vorzubeugen? Sobald die Kinder etwas größer sind, ist es finde ich für Mütter an der Zeit wieder eigene Interessen auszuleben. Denn irgendwann werden die Kinder flügge. Das Nest wird leer sein. So ist der Lauf des Lebens. Aber auch der Verharren in sich sinnlos anfühlenden Jobs und unglücklichen Beziehungen, füllt unsere Lebenskraft nicht auf.
Wozu war das alles gut, heißt es später vielleicht. Ich hoffe, dass ich mir diese Frage nicht stellen werde. Garantie habe ich wohl keine, aber ich habe mittlerweile so gute Erfahrungen mit dem Mitgehen von natürlichen Phasen gemacht, dass ich entspannt bin.
Apropos Entspannung
Entspannungsphasen sind besonders zu wichtig, um nicht im feuergeschürten Burn-Out (der Name sagt es schon: Ausgebrannt sein) oder Herzinfarkt zu landen. Zu viel Leidenschaft oder Leistung können uns krank machen. Dann können wir die Ernte im Herbst unseres Lebens auch nur schwer genießen.
Jetzt ist es Zeit nachzusäen.
Möchstest du deine Beziehung zu deinen Kindern düngen, damit sie mehr sprießt?
Möchtest du Samen in deiner Partnerschaft nachsäen, damit sie im Herbst Früchte tragen wird?
Möchtest du dich beruflich verändern, um deine Berufung zu leben?
Auf psychologischer Ebene geht es darum aus dem Schatten zu treten. Wir sind aufgefordert uns in all unserer Pracht zu zeigen – unsere gesamte Persönlichkeit.
Es ist nicht gut, stets nur im Schatten zu verweilen.
Ich bin übrigens der Meinung, es ist NIE ZU SPÄT für Entwicklung. Wir sind immer Schöpferinnen unseres Lebens, wenn wir bereit sind, die Verantwortung zu übernehmen. Aber ich spüre, es fällt mir vieles leichter, wenn ich mit den Zeiten mitgehe. Der Sommer ist ein wunderbares Übungsfeld dir folgende Fragen zu stellen:
Aus welchem Schatten möchtest du treten?
Welche Beziehungen willst du liebevoll hegen und pflegen?
Welche Fähigkeiten möchtest du zum Erblühen bringen?
Du darfst die Zeit nutzen dich in aller Entspanntheit - und Lebensfreude auf den wohl spannendsten Weg deines Lebens machen – auf den Weg zu dir selbst.
Alles Liebe und einen wunderbaren Sommer!
Herzensgrüße,
Sigrid
PS: 13.7. - Der nächste Happy Women Circle steht ganz im Zeichen der Hülle und Fülle! Gleich anmelden!
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PS: TCM-Sommerrezepte findest du am Blog von Katharina Ziegelbauer.
* Aus „Die Medizin des Gelben Kaisers“ von Huang Di
** Vgl. Fei Long: Im Rhythmus der Jahreszeiten; Irisiana-Verlag
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alina (Freitag, 14 Juni 2019 22:41)
wollte dir nur mal schreiben, dass ich deinen blog immer lese :)
bis bald - bussl ich