Der Tod eines geliebten Menschen kann an speziellen Tagen - wie Geburtstagen und dem Todestag, aber auch zu Weihnachten –besonders wehtun. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es mit der Zeit leichter wird. Anfang Oktober war der dritte Geburtstag unserer verstorbenen Tochter.
Unser Ritual: wir backen STERNENKEKSE.
Dank meiner wundervollen Freundin und Patentante unseres Sternenkindes, habe ich diesen guten Weg gefunden, den Geburtstag zu gestalten: zum ersten Geburtstag schickte sie uns aus Wien ein Packerl mit einer Dose selbstgebackener, lustiger verzierter Sternenkekse. Natürlich sind die Tränen geronnen und gleichzeitig war es so befreiend. Mittlerweile ist es ein Ritual, das meine Tochter einfordert. Mir tut es gut. Es ist etwas, das meine Tochter und mich ins Tun bringt. Einerseits vergeht der Tag, andererseits öffnen wir Raum für Erinnerung.
Ich achte darauf, diese Tage nicht zu übergehen.
Wir zünden auch eine Kerze an. Im Friedwald, in dem unsere Kleine beim Sternkindbaum begraben wurde, hat unsere Große eine wunderschöne gebogene Borkenrinde gefunden, die als Kerzenhalter dient.
Traurigkeit schwächt emotional und körperlich.
Leider habe ich herausgefunden, dass ich in diesen Tagen leicht krank werde. Früher dachte ich, dass mein Körper eben eine Auszeit für meine Seele einfordert. Aus Sicht der TCM weiß ich nun, dass Traurigkeit tatsächlich unser Immunsystem schwächt. Wir sind anfälliger. Mit diesem Wissen schalte ich in der Zeit vor den Gedenktagen – die Tage davor finde ich am anstrengendsten - alles Unnötige zurück. So gut es geht. Letztes Jahr hatte ich mir sogar einige Tage frei genommen. Und wurde trotzdem krank. Dieses Jahr konnte ich mir keine Auszeit nehmen, weil ich bei einem Meeting in Valencia war. Und obwohl ich oft in Spanien war und eigentlich noch nie Probleme mit den Speisen hatte, meldete sich eine Magenverstimmung und legte mich am letzten Abend zur Ruhe.
Gedenktage sind für mich auch immer Rückblicktage auf mich selbst und mein Leben.
Rückblickend weiß ich, dass für mich das klassische eine Trauerjahr nicht genug war. Mein Weg durch das Trauerlabyrinth - diese verwirrende Zeit der Trauer – hat etwa zwei Jahre gedauert. Nach zwei Jahren hatte allerdings wirklich das Gefühl hindurch zu sein. Durch das Schwerste. Das heißt nicht, dass Trauer nicht mal wieder hochkommt. An Gedenktagen natürlich, aber manchmal auch zu einer unerwarteten Zeit – etwa diese Jahr als viele kleine Geschwister der Kindergartenfreunde meiner Tochter im Kindergarten eingewöhnt wurden. Doch will ich diese Lebenserfahrung für eine bessere Art zu leben nutzen.
Frag nicht nach dem Sinn des Lebens, sondern gib deinem Leben einen Sinn.
So bin ich liebend gerne Mutter meines Erdenkindes. Ich freue mich über alle Kinder um mich, die gesund und fröhlich sind. Ich erzähle unsere Geschichte und hoffe, dass - trotz oft mühsamem Alltags - Eltern daran erinnert werden, dass es nicht selbstverständlich ist, ein gesundes Kind zu haben. Es ist nicht einmal selbstverständlich schwanger zu werden.
Dein Leben ist, wie es ist.
Mach das Beste daraus.
Sei die beste Version deines Selbst -
was auch immer das für dich bedeutet.
Für mich bedeutet das, meine Erfahrungen und mein Wissen weiterzugeben. Und ich übe mich darin alle meine Beziehungen – egal ob privat oder beruflich – authentisch und freundlich zu gestalten. Hier gilt wie überall das Gesetz der Anziehung: Gleichgesinnte ziehen einander an. Ich fühle mich immer mehr von wunderbaren Menschen umgeben.
Der Tod hat mich weit über meine Grenzen geführt und in eine neue Art zu leben. Entspannter. Mitfühlender. Bewusster. Das nehme ich als das Geschenk meines Sternenkindes an mich dankend an.
Mögen alle Menschen Wege durch die Trauer hindurch in eine neue Kraft finden.
Herzensgrüße,
Sigrid
P.S.: Hier habe ich ein paar Links zum Thema Trauer angefügt:
https://ze.tt/mit-dem-tod-leben-ich-trage-jeden-tag-ein-schmuckstueck-meiner-verstorbenen-oma/
https://www.br.de/themen/ratgeber/inhalt/familie/wie-kinder-trauern100.html
https://november.de/ratgeber/trauerhilfe/todestag/
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Bettina Stephanie (Freitag, 15 November 2019 14:12)
Wundervolles Ritual. Ich freue mich, dass ihr dies so zelebriert. Ich bewundere dich Sigrid.
Du bist eine tolle Frau und Mama!!