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Die Welt ist mein Spiegel

 

Wenn es bei uns daheim drunter und drüber geht, dann meistens an Tagen, an denen ich es am wenigstens brauchen kann. Weil ich mich ohnehin schon am Limit befinde. Eigentlich nur meine Ruhe will. 

 

Mein Umfeld zeigt mir, was in mir los ist.

 

Wenn meine Tochter jammert, der Hund bellt, die Katze genau in diesem Moment beschließt ihr Territorium im Wohnzimmer zurückzuerobern und das Essen am Herd kurz vor dem Anbrennen ist, dann weiß ich natürlich, dass ich durchatmen sollte, um ruhig zu agieren. Es gilt die Situation zu entschärfen. Bin ich übermüdet oder ohnehin schon verärgert, gelingt das wenig gut. Und um den Moment perfekt zu machen, pinkelt unser Welpe auf Sofa. Geh bitte – schreit es in mir. Auch wenn es abzieh- und waschbar ist.

 

Es gilt einen Schritt zurückzutreten.

 

Ich habe mir nun eingestanden, dass die letzten Wochen einfach zu voll waren. Ich war zu viel dabei das Außen in Ordnung zu halten. Mein Innen geriet immer mehr aus der Balance. Schulstart, back to Office, kaum Kinderbetreuung plus Welpe. Dieses Wochenende habe ich dann bewusst zurück geschalten. Weil mir ja klar ist, dass ich durch mein Verhalten, die Situationen beeinflusse. Durch mich kann ich Momente entweder entspannen oder anfeuern.

 

Was brauche ich? Was braucht meine Seele? Was braucht mein Körper? Was braucht mein Geist?

 

Ich habe viel geruht. Ich habe Unnötiges unterlassen. Ich habe getan, was mir Freude macht und mich auftankt. Weniger aufgeräumt und gearbeitet. Daher ist mein Online-Programm noch immer nur fast fertig. Ich habe auch meine Ansprüche gesund zu kochen etwas zurückgeschraubt, denn die beste Ernährung nützt nichts, wenn ich sie vor lauter Anspannung nicht genießen kann – Genuss holt uns in unsere Mitte, stärkt das Element Erde.

 

Wie kann ich schwierige Momente schon im Vorfeld abfedern?

 

Ich habe mir auch die Frage gestellt, was ich in den Gegebenheiten ändern kann, damit ich weniger Stress habe. So habe ich meinen Mann endlich zur Gehschule für unseren kleinen Vierbeiner überredet, in dem er sicher entspannen kann, wenn ich etwa koche. Denn so schön ein offenes Wohnkonzept ist, so schwierig ist es, ungewolltes Verhalten schon im Ansatz zu bremsen, da ich nicht überall gleichzeitig sein kann.

 

Wenn mich die Zeit mit meinem Kleinkind überfordert hat, habe ich mich gefragt: was kann ich tun, dass möglichst wenig schwierige Momente aufkommen? 

 

Brauche ich mehr Unterstützung? 

Braucht es Begrenzung? 

Habe ich genug Auszeiten? 

Wie kann ich den Tagesablauf so umstellen, dass alle entspannter sind?

Wo dränge ich meinem Kind meine Vorstellung auf und übersehe, dass es überfordert ist oder einfach anders tickt als ich?

 

Unmut entsteht in meiner Tochter seit sie klein ist, wenn sie hungrig ist. Eigentlich ist es bei uns allen so. Sind wir hungrig, schenken wir uns kaum etwas. Daher achte ich sehr darauf, besonders die Jausenzeiten meiner Tochter einzuhalten – das erspart uns Gefühlsausbrüche. Genug Schlaf ist für uns alle auch ein Kriterium, wie entspannt wir sind.

 

Wie schaffe ich Raum für schöne Momente?

 

Was kann ich tun, um möglichst viel schöne Momente zu erleben? 

Welche Aktivitäten machen ALLEN Beteiligten Freude?

Welche Dinge tue ich nur, weil ich glaube, dass ich sie tun sollte (und bin deshalb unterschwellig angespannt und mein Kind zeigt mir diese Anspannung auf)?

 

So gehe ich etwa nur mit Welpe plus Kind spazieren, wenn ich gelassen bin, denn beide zusammen fordern sehr viel Aufmerksamkeit. Ich bastle und zeichne gerne mit meiner Tochter, spiele aber wenig Rollenspiele – weil sie mir wenig Freude machen und ich es meiner Tochter kaum recht machen kann. Unlustig für uns beide.

 

Immer wieder ist die Frage: was brauchen ALLE Beteiligten, um sich wohl zu fühlen?

 

Auch Paarbeziehungen laufen so. Wie viel Nähe suche ich? Wie viel mein Gegenüber? Wie viel Distanz ist mir wichtig? Wie viel Raum braucht der/die andere? Verbringen wir genug Zeit ZU ZWEIT, um einander WIRKLICH nah zu sein – oder checken wir nur den Alltag und sind gemeinsam mit Freunden unterwegs?

 

Aus systemischer Sicht verändert sich etwas, sobald sich ein Teil im System ändert. 

 

Es geht gar nicht anders. Deshalb hast du es in der Hand, dein Leben zu beeinflussen. Sei du der teil, der Veränderung ins Rollen bringt. Du bist Schöpferin deines Alltags. Veränderung ist nicht immer einfach, weil ein System sich immer erhalten will. Je mehr du Wege kennst – und nutzt – um in dir zu ruhen und je mehr du bereit bist, deine blinden Flecken zu betrachten, desto größer ist deine Macht. Macht kommt von machen. 

 

Was könnest du heute anders MACHEN? 

 

Leider warten wir oft zu lange, verharren zu lange in Gewohnheiten. Und wachen irgendwann auf und müssen vielleicht sogar ausbrechen. So wie ich, als ich mich mit 28 schieden ließ. Deshalb bliebe ich jetzt dran. Bin wachsam. In allen meinen Beziehungen, bei allen Menschen, mit denen ich mich umgebe.

 

Denn ich möchte immer öfter in den Spiegel meiner Welt blicken und lächeln. 

 

Fazit: mein Pfingstwochenende war sehr entspannt. Tolle Spaziergänge bei Sonne und im Regen. Katze und Hund, die ruhig im selben Raum gelegen sind. Und ein Mädchen, dass immer wieder singend durchs Haus getanzt ist. Kein Scherz. Natürlich war der eine oder andere fordernde Moment dabei. Aber vereinzelt kann ich diese Momente gut handhaben. Mit Humor. Und Liebe zu all den Unperfektheiten, die das Leben so bereichern.

 

Mögest du deine Möglichkeiten erkennen, deine Macht nutzen und den Mut haben, Schöpferin deines Lebens zu sein.

 

Von Herzen,

Sigrid 

 

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Begleitung durch diese turbulente Zeit und Zeit zum Runterkommen und wieder gut bei dir ankommen findest du im Frauenkreis am 18.6. bei mir in der Praxis in Linz. Mehr dazu...

 

 

Bildquelle: Pixabay

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Bettina Stephanie (Mittwoch, 08 Juli 2020 15:03)

    Interessante Gedanken, die du wieder teilst Sigrid. DANKE