Es gibt Menschen, bei denen kann ich einfach sein. Sein, wie ich gerade bin. Neben ihnen bestelle ich statt Cocktails Kräutertee. Ich wäge nicht ab, wie ich mich mitteile. Flecken auf meiner Kleidung sind egal. Ich halte mich nicht zurück, wenn ein Impuls in mir hochsteigt.
Ich frage mich, warum ich nicht immer so bin. Bei allen Menschen. Einfach ich. Ohne über meine Rolle nachzudenken, die ich glaube gerade einnehmen zu sollen. Denn mir ist schon klar, dass es meine Rollen und Muster sind, die meine Impulse oft zügeln. Viel zu oft habe ich noch das brave Mädchen in mir, das sich zurückhält. Das zuerst zuhört bevor es spricht. Darauf achtet, wie ich ankomme.
Doch immer öfter bin ich gut bei mir. Dann bin ich "brave" wie es das englische Wort meint: Mutig. Tapfer. Kraftvoll. Ich blicke auf meinen Weg, mein Leben, mich selbst. Und erkenne, dass alles gut ist. Noch wichtiger: dass immer alles gut oder noch besser geworden ist, wenn ich ganz ich war. Ganz bei mir. Ganz meiner Intuition, meinem Herzen gefolgt bin.
Das Magische passiert, wenn ich selbst die bin, die andere vollkommen sein lässt, wie sie sind.
Denn plötzlich tauchen immer mehr Menschen in meinem Umfeld auf, die mich ganz so nehmen wie ich bin. Davon gibt es immer mehr in meinem Leben. Meine Freundin nennt das "Geschenke des Universums auspacken".
Es passiert eine ganz andere Art von Ent-Wicklung, wenn wir in liebevoller Präsenz anderer uns selbst entdecken.
Kritik bringt mich dazu mich kleiner zu fühlen. Unzulänglicher. Mich wieder zu verbiegen und anzupassen. Kritik bringt nicht mein Innerstes zu Vorschein. Meine Gaben, meine Magie können nicht strahlen, wenn mir ständig nur von meinen Schatten erzählt wird. Davon, was ich anders machen sollte, könnte, müsste.
Derzeit übe ich mich darin meine Tochter sein zu lassen. Das geht im entspannten Sommer besser. Dadurch werden wir beide langsamer. Ich beobachte, wie sie weniger oft Sachen fallen lässt oder Gläser umwirft. Das heißt nicht, dass sie alles einfach tun kann. Als Mama bereite ich den Rahmen - das ist meine Aufgabe. In diesem sicheren Rahmen, lasse ich los. Ich achte auf meine Worte.
Wenn ich es ruhiger brauche, bitte ich um Ruhe für mich. Wenn ich Hilfe beim Kofferpacken brauche, sage ich klar, dass sie bitte ihren Part erledigen muss, weil ich ihre Unterstützung brauche und wir ja gemeinsam verreisen wollen. Das mit ihrer abwechslungsreicheren Ernährung habe ich leider noch nicht so, wie ich das gerne hätte. Es fällt mir beim Essen noch schwer, sie zu lassen und einfach nur Vorbild zu sein. Denn meine Tochter würde nur süß essen. Entspannung in diesem Bereich darf ich wohl noch länger üben.
Doch fühle ich, dass wir auf einem guten Weg sind. Dass ich auf einem guten Weg bin. Es ist Teil das So-Sein-Lassens, dass ich mich sein lasse, wie ich gerade bin. Wie es mir gerade möglich ist. Dass ich sanft mit mir bin. Geduldig. Entspannt. Denn Veränderung beginnt immer bei mir. In mir.
Was hält dich davon ab, DICH SELBST ganz so sein zu lassen, wie du gerade bist?
Gleiches zieht Gleiches an. Wenn ich beginne mich mit mir selbst zu entspannen. Meine Pannen humorvoll zu betrachten. Mich liebevoll aufzurichten. Meinen innere Kritiker*innen ruhen lasse. Dann gehen auch meine äußeren Kritiker*innen. Es öffnet sich Raum für Menschen, zu denen ich sage: Ich mag mich selbst am liebsten, wenn ich bei dir bin. Danke, dass es so viele von euch gibt!
Von Herzen,
Sigrid
Musik
Karen Drucker: Gentle with myself
Bücher
Shiva Ryu: Setze meinen Punkt an die Stelle, an die Gott ein Komma gesetzt hat. Weisheitsgeschichten.
Hanna Dietz: Endlich muss ich nicht mehr wollen, was ich alles darf. Wie du entspannst, wenn du niemanden mehr beeindrucken willst
Film
Corsage - Kaiserin Elisabeths Weg sich ihren Rollen zu entziehen
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Bettina Stephanie (Dienstag, 22 November 2022 16:30)
Ich liebe diesen Text.
Ich gehe einen segr ähnlichen Weg, Was meine Kinder und mich angeht.So spannend zu spüren, welche Bereiche segr knifflig sind, Ja.���������