Ich glaube, die meisten von uns haben aus den Augen verloren, dass es weder für Mann noch für Frau leicht ist in unserer Welt zu leben. Menschsein, die menschlichen Bedürfnisse stehen meist im diametralen Gegensatz zu den Anforderungen einer Gesellschaft, die wir alle ironischerweise miterschaffen haben. Miterschaffen durch Mit-Tun oder durch ein Nicht-Erheben unserer Stimme, wenn es nötig wäre.
Ich selbst kenne es zu gut, dass ich manchmal einfach nur den Alltag schaffen will und einfach keinen Kopf für mehr habe, für das große Bild. Denn übermäßiger Stress legt sich wie Scheuklappen auf unsere Augen. Doch gerade wenn es um Erschaffen geht, braucht es in jedem Menschen männliche Qualitäten.
Jede Qualität hat natürlich auch eine Schattenseite. Wie die Passivität der weiblichen Kraft und Ruhezeiten schenkt, kann sie auch bewirken, dass wir uns nur noch treiben lassen, wenn wir nicht auch einen gesunden, erwachsenen männlichen Gegenpol in uns haben. Dieser männliche Gegenpol wird jedoch auch nach der Action alles in uns daran setzen, dass wir wieder zur Ruhe kommen. Denn die Königin, die weibliche Kraft muss beschützt werden, um ein zufriedenstellendes Leben zu ermöglichen. Die innere erwachsene Männlichkeit wird deinen Körper nicht ausbeuten, sondern auf Regenerationsphasen achten, damit dann wieder Aktivität und Schöpfung möglich ist.
Ich möchte an dieser Stelle die Worte von Kerstin Patzig, Hebamme, sprechen lassen, die mich sehr bewegt haben - und Anstoß für diesen Blogbeitrag von mir sind. Starke klare Worte. Und die Essenz einer Männlichkeit, nach der sich viele Frauen sehnen.
"Das Bild von Männlichkeit hat sich so weit von seiner „heiligen“ Essenz entfernt, hat seine Wurzeln in der Wahrheit verloren, so dass viele Menschen fühlen können, dass es leer ist. Es gibt kein unmittelbares, intuitives Verständnis mehr davon, was „männlich“ ist. Stattdessen ist „männlich“ eine leere Hülle geworden, die viele Männer ratlos in den Händen halten und sich fragen: Was ist das eigentlich?
Der Autor David Rotter hat nachfolgend eine kleine Zusammenstellung von Essenzen, die für ihn den heiligen Kern dessen ausmachen, was er persönlich als „männlich“ empfindet.
All diese Essenzen drücken sich durch Frauen ebenso aus, keine dieser Essenzen vermag ein Wesen, einen Mann oder eine Seele zu definieren. Keine dieser Essenzen definiert, auf welche Weise ein Wesen diese ausdrückt. Es sind Qualitäten, die sich durch uns alle in einmaliger Weise in der Welt zeigen.
Männliche Qualitäten
Durchdringende Präsenz
Kristallklare Wachheit, völliges Hiersein, im Körper sein. Eine Präsenz, die den Schleier der Täuschung durchschaut, Menschen in ihr Herz sieht, welche die Welt penetriert und bis in ihren absoluten göttlichen Kern vorstößt. Präsenz, die Wahrheit sieht. Durchdringende gedankliche Tiefe.
Klarheit
Klarheit in der eigenen Wahrheit, Klarheit mit sich selbst, Klarheit über den eigenen Weg, klare Kommunikation, klare Signale, klare Ansagen, klare Handlungen.
Integrität
Völliges Bekenntnis zu sich selbst, der Wahrheit, den eigenen Idealen. Zu sich selbst, seinen Worten und Handlungen stehen. Nicht von Emotionen oder Manipulationen hinweggespült werden. Unbestechlich sein, sich für nichts verbiegen – besonders nicht für die Beziehung, Anerkennung oder Liebe. Die Loyalität zur Wahrheit und zur Bestimmung stehen über allem.
Kreativer Wille
Der Wille zu kreieren, verändern und gestalten. Der Wille zu wachsen, sich zu entwickeln, an sich zu arbeiten, seine Schatten und Wunden zu konfrontieren.
Der Wille, die Welt zum besseren zu verändern, die Evolution voran zu treiben.
Kraft
beschützende, haltende Kraft. Geistige, charakterliche, nervliche, mentale, emotionale Kraft.
Kraft, auf die man sich verlassen kann, auf die man vertraut und in die man sich fallen lassen kann.
Der „Fels in der Brandung“.
Mut
Mut zur Selbsterkenntnis, Mut zur Wahrheit, Mut zu handeln, Ängste zu konfrontieren, Fehler zu machen, Mut in der Welt zu stehen und zu sprechen, Mut „rauszugehen und es zu machen“
Verantwortung
Beständigkeit, Verlässlichkeit, Fähigkeit, zu führen, wenn dies nötig ist, Entscheidungen zu treffen, wenn sie gefragt sind, Konsequenzen zu tragen.
Keine Angst vor Irrtum und Versagen.
Heilige Bestimmung/ Krieger der Wahrheit
Handeln in der Welt, in Übereinstimmung mit einer größeren Vision, ein Leben für das Gute und Wahre. Bereitschaft für die eigene Wahrheit zu sterben. Handeln und leben aus der tiefen Kraft der Bestimmung.
Empfindsames, gütiges Herz
Die verletzlichste Stelle des Mannes ist das Herz.
Ein geheiltes Herz, das sich nicht aus Angst vor Verletzung verschließt. Ein Herz, das gebrochen ist im Schmerz und als göttliches Herz wiedergeboren wurde, dass alles fühlen und halten kann, furchtlos geworden ist.
Ein Herz, dass so offen geworden ist, dass es unverletzlich ist.
Leichtigkeit, Humor
Sich selbst und das Leben nicht so ernst nehmen. Ohne Anhaftung handeln. Neugierig, verspielt und abenteuerlustig sein. Gewissenhaft und forschend sein, ohne verbissen und streng zu werden. Die Göttin zum Lachen bringen über die Komik der Schöpfung.
Diese Essenzen sind sicher nicht vollständig. Alle diese Essenzen können wohlgemerkt auch verzerrt werden und dadurch zu Schatten werden – etwa wenn aus Kraft Dominanz wird, aus Bestimmung Kontrolle, aus Integrität ständiges Abgrenzen usw. Auf saubere Weise ausgedrückt jedoch ermöglichen sie es, auch den anderen, weiblichen Pol in sich selbst voll zu erfahren, welcher nicht der Schatten, sondern der Spiegel ist."
Bevor du nun auf die Männer in deiner Umgebung blickst, frage dich: bist du auf dem Weg das männliche Yang-Prinzip in dir zu heilen? Bist du bereit weiblich und männlich, Yin und Yang in dir zu leben? Erwarte nicht von anderen, was du nicht selbst bereit bist zu leben. Beginne mit dir.
Bist du selbst mutig der Wahrheit deines Lebens ins Auge zu blicken? Bist du dir selbst gegenüber integer und stehst du deinen Idealen und Werten? Bist du präsent in deinem Leben, vollkommen da? Und bist du bereit für die männliche Verspieltheit und Verrücktheit, bist du bereit dich darauf einzulassen?
Was wohl alles möglich wäre, wenn sich die männliche mit der weiblichen Kraft verbindet. In dir. Und im Außen. Mann und Frau.
Weibliche Yin-Kräfte, die dich tragen, wenn du sie entwickelt hast, sind
Erschaffen
Urvertrauen
Empfangen und Offenheit
Intuition
Hingabe und Loslassen
Gemeinschaft und Kooperationsgemeinschaft
Kreativität und Inspiration
Träumen
Genießen und Entspannen
Mitgefühl und Verletzlichkeit
Heilen
Zyklen und Rhythmen
Sein
Yin und Yang stehen nie still, sondern verändern sich ständig und beeinflussen dadurch ihren Gegenpol. Wir alle sind ein immerwährender Prozess, ständig im Werden, selbst in Phasen, in denen wir scheinbar einfach nur "Sind".
Sei männlich mutig alles zu sein. Hab das weibliche Urvertrauen, dass du so viel mehr bist, als du glaubst. Das ist Yin und Yang im Zusammenklang .
Von Herzen,
Sigrid
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Wenn du neugierig bist, welche Art des Denkens in dir momentan vorherrscht - hier geht es zu einem Selbsttest von Veit Lindau: Denkst du eher männlich oder weiblich?
Zur Website von Hebamme Kerstin Patzig
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