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Was ist Hochsensibilität? Was nicht?

Wenn wir an das Wort sensibel denken, haben wir unsere ganz eigene Interpretation. Wir haben Erfahrung mit der Sensibilität anderer und unserer eigenen Sensibilität gemacht. Für mich bedeutet es gefühlvoll im Positiven. Andere Menschen nerven Menschen, die nah am Wasser gebaut sind und viel fühlen vielleicht. Hochsensibilität ist weit mehr als sehr sensibel zu sein. 

 

Irrtum 1

Hochsensible Menschen sind introvertiert

 

Nein. 30% Hochsenisibler sind extrovertiert. Früher wurde angenommen, dass zurückhaltendes Verhalten an Introvertiertheit liegt. Auch das ist ein Persönlichkeitsmerkmal. Ich dachte selbst mein halbes Leben, ich sei so. Je älter ich wurde, desto weniger stimmte es jedoch mit meinen Erfahrungen überein. Denn ich spreche gerne vor und zu Gruppen. Manchmal sprudle ich vor Erzählungen. Ich tausche mich gern aus. Ich wähle jedoch sehr genau aus, wem ich mich mitteile und spüre, in welchen Gruppen ich mich zeigen möchte.

Ich bin zurückhaltend, weil ich erst beobachte. Ich ordne all die subtilen Dinge, die ich wahrnehme. Es gibt Gruppen, in denen ich so viel Widersprüchliches, Unehrliches, sogar versteckte Aggression zwischen Bekannten wahrgenommen habe, dass ich entschied, mich von diesen Gruppen zu verabschieden. Nicht, weil ich die Menschen nicht mochte, doch das Zusammentreffen dieser Menschen ermüdete mich dermaßen, weil ich unter dem Sichtbaren las. Das ist wie E-Mail lesen und telefonieren gleichzeitig.  In für mich herausfordernden Gruppen ist das, als hätte ich sieben Notebooks mit zu lesenden E-Mails vor mir und ständig läuten noch drei Handys, mit dringenden Nachrichten. Das erschöpft mich. 

Hochsensible können sehr outgoing und kommunikativ sein, im richtigen Kreis und zur richtigen Zeit.

 

 

Irrtum 2

Hochsensible Menschen sind ängstlich

 

Nein. In MRT-Studien wurde herausgefunden, dass im Gehirn keine Hirnareale der Angst aktiviert sind, wenn Hochsensible am Rand des Geschehens stehen und still sind. Hochsensible beobachten. In ihrem Gehirn sind jene Systeme aktiviert, die mit Aufmerksamkeit, Verarbeitungstiefe, dem Einfühlen in andere Menschen und emotionaler Interpretation in Verbindung stehen.

Kinder werden oft als ängstlich bezeichnet, wenn sie sich nicht im Geschehen tummeln. Für uns Eltern ist es wichtig unterscheiden zu lernen, ob es Angst ist oder ein Beobachten. Hochsensible Kinder erlernen sehr schnell emotionale Intelligenz und wissen sich in der Gesellschaft anzupassen. Vielleicht ist auch das mit ein Grund, warum die meisten Hochsensiblen sehr gut in der Schule abschneiden - sie haben gelernt, was das System verlangt. Andere hochsensible Kinder können in der Schule große Schweirigektien haben, wenn sie reizüberflutet sind. Deshalb bin ich strikt gegen flächendeckende Ganztagsschulen, denn für manche Kinder ist der Trubel zu viel und sie reagieren mit Verhaltensauffälligkeiten.

 

 

Irrtum 3

Hochsensible sind streichelweich

 

Ich als Hochsensible bin noch immer dabei zu üben, meine Grenzen aufzuzeigen. Das liegt einerseits am Hochsensibel-Sein, andererseits an Grenzüberschreitungen in der Kindheit, denen ich ohnmächtig ausgeliefert war.

Was es Hochsensiblen oft schwierig macht zu reagieren ist, dass sie immer sofort mitbedenken, wie ihr Gesagtes beim anderen ankommt und wie das Gespräch weitergehen könnte. Im schlimmsten Fall blockiert das so sehr, dass gar nicht reagiert wird. Ich kenne das von mir auch so, dass sich früher alles in mir aufgestaut hat und ich irgendwann explodiert bin. Daher dürfen Hochsensible lernen bei sich zu bleiben: "Ich bin dafür verantwortlich, was ich sage, nicht dafür, wie andere es verstehen."

Besonders hochsensible Kinder können ihre Überforderung noch nicht in Worte fassen. Manche ziehen sich zurück. Andere reagieren mit Wutanfällen. In der Schule, in einer schwierigen Klasse, in der Kinder alleingelassen sind und Machtkämpfe selbst austragen, nehmen Hochsensible zu viel in sich auf. Das kann sogar in körperliches Hinschlagen münden. Diese Kinder toben nicht, um Macht auszuüben, sondern aus innerer Überforderung, die niemand sieht oder ernst nimmt.

 

 

 

Hochsensible sollten deshalb bald lernen, was ihnen hilft. Ich könnte in keinem Großraumbüro arbeiten. Genauso wie ich nicht an einer Ganztagsschule arbeiten werde. Denn es würde mich überfordern. Meine Arbeit, die ich gern mache, würde darunter leiden. Selbst jetzt brauche nach einem Vormittag, an dem ich durchgehend unterrichtet habe, mindestens eine Stunde absolute Ruhe. Danach bin ich wieder voll da.

Wenn du hochsensibel bist, hast du jedoch einen Joker im Ärmel: deine Power in die Tiefe zu gehen. Deshalb wirst du dich, wenn du beginnst dich ehrlich selbst kennenzulernen, sehr schnell weiterentwickeln, um dein Leben für deine Bedürfnisse anzupassen.

 

Mehr über deine Stärken findest du in Teil 3.

 

Von Herzen,

Sigrid

 



Weiterführende Links

 

Hochsensiblen-Netzwerk

Blog mit hilfreichen Impulsen: was Hochsensiblen gut tut, wie sie besser Grenzen setzen, wie du deine Energie schützt...

https://www.hochsensitiv.net/blog

 

Hochsensible Kinder

https://www.familie.de/kleinkind/hochsensibilitaet-bei-kindern/

https://www.leben-und-erziehen.de/kind/erziehung-entwicklung/hochsensible-kinder-signale-15156.html

Fragebogen: Ist mein Kind hochsensibel?

https://www.aurum-cordis.de/kinderfragebogen-hochsensibilitaet-test-fuer-hochsensible-kinder

 

Wissenswertes über Sexualität für Hochsensible

https://christinchudy.com/sex-als-hochsensible/

https://www.lebenskunst-huettenrauch.de/blog/hsp-und-sexualit%C3%A4t/

 

FIlmtipp:

SensItive - Die unbekannte Geschichte auf Gaia (Englisch mit Untertiteln, 7 Tage kostenfrei testen möglich)

https://www.gaia.com/de/video/sensitive-untold-story

"Ein außerordentlicher Dokumentarfilm über das Merkmal der Hochsensibilität, das bei 20 % der Bevölkerung, sowohl bei Männern, als auch bei Frauen vorkommt. Er basiert auf den Erkenntnissen der Bestseller-Autorin-Psychologin Dr. Elaine Aron (The Highly Sensitive Person), die herausfand, dass die Gehirne von sensiblen Menschen anders arbeiten.

Hochsensible Menschen (HSPs) verarbeiten Informationen (Reize) und Erfahrungen gründlicher, haben mehr Einfühlungsvermögen und sind sich der Feinheiten ihrer Umwelt bewusster. Die Beweise hierfür finden sich in den Gehirnstudien wider. Die HSPs können Bemerkenswertes zu unserer Welt beitragen, doch oftmals zahlen sie in ihrer Jugend einen hohen Preis für ihre Fähigkeiten, werden als zu schüchtern" oder "zu sensibel" bewertet und fühlen sich als Außenseiter.

In den Hauptrollen: Dr. Elaine Aron, Alanis Morissette, Dr. Bianca Acevedo, Dr. Maike Andresen" (Filmbeschreibung auf der Website)

 

 

 

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