Der Weg der Abenteurerin

Familienleben ist herausfordernd. Patchwork-Familie ist Familie für Fortgeschrittene. Zumindest für mich. Und ich kenne genug Frauen, die mir da zustimmen. Aber auch wenn die Kernfamilie bestehen bleibt, ist Familie für so viele von uns ein großer Balanceakt. Wenn ein Paar ein Kind bekommt, wächst es langsam zusammen, geht den Weg gemeinsam, lernt sich selbst neu kennen, in einer neuen Rolle: der Rolle der Mama oder des Papas. Das allein kann schon sehr holprig sein. So holprig, dass viele Familien sich neu aufstellen, in Form von neuen Partnerinnen und Partnern. Dann geht es aus meiner Sicht so richtig ans Eingemachte, denn eingefahrene Familiensysteme treffen aufeinander. Jedoch auch langjährig eingefahrene Familiensysteme, die nur aus Gewohnheit und ohne Freude am Miteinander agieren, fordern uns heraus, denn ein System strebt immer nach der Selbsterhaltung, weil Veränderung Anstrengung bedeutet. 

Veränderung bedeutet, dass wir uns selbst hinterfragen, alte Gewohnheiten, die uns nicht mehr dienen ablegen und neue Handlungsweisen schaffen. Das kann an den Grundfesten unserer Überzeugungen rütteln, Angst machen und uns im Idealfall über uns hinauswachsen lassen. Für mich ist das der Weg der Abenteurerin.

Die Abenteurerin bleibt nicht in ihrer sicheren Umgebung, sondern ist neugierig, was das Leben sonst noch zu bieten hat. Das kann doch nicht alles sein!, ruft die Neugier in mir immer wieder. Und mein größtes Abenteuer ist es neue Facetten an mir zu entdecken. Neue Lebensfreude. Neue Standhaftigkeit. Neue Sanftheit. Neue Klarheit.

Die Frage ist immer, wie sehr ich etwas will. Dazu ist mir der Begriff des zweiten Atems untergekommen. Sportler kennen das Prinzip des zweiten Atems. Wenn sie kurz davor sind zu glauben, das sie nicht mehr können, aber mit aller Macht weitermachen, dann stellt der Körper neue Energie zur Verfügung. So ist es auch im Leben. Wenn wir etwas wirklich wollen, dann macht unser Körper erstmal nicht voll Energie mit. Wenn wir unseren Geist aber davon überzeugen, dass wir dieses Ziel unbedingt erreichen wollen, werden Ressourcen in uns freigesetzt. Und plötzlich geht es doch.

Wenn du den Weg der Abenteurerin gehen willst, erinnere dich stets daran: es ist mehr als genug Energie in dir. Du musst sie nur aktivieren. Um sie zu aktivieren, musst du handeln. Tu etwas in die Richtung, in die du leben willst. Jeden Tag einen kleinen Schritt. Beständig. Geduldig. Bewusst. Liebevoll mit dir selbst. Auf das Gute für alle ausgerichtet. Es bedarf so viel mehr innere Stärke etwas aufzubauen als zu zerstören. Das wissen schon Kinder. Einen Turm zu bauen braucht viel mehr Können als hinzugehen und ihn umzuwerfen. 

Ich glaube der Weg der Abenteurerin macht das Leben bunter, vielfältiger, spannender. Und so viel lohnender. Er gibt meinem Leben Sinn. In meinem Leben ist es die Patchwork-Family, für die ich mich entschieden habe. Vielleicht ist es für dich deine Berufung. Oder deine Liebesbeziehung neu zu beleben. 

Ich wünsche dir den Heldinnen-Mut deine Abenteuer zu leben. Und erinnere dich: in jedem Buch, in jedem Film, scheint für die Heldin und den Helden irgendwann alles verloren und dennoch lieben wir diese Erzählungen. Weil sie uns Mut machen, dass alles Gut wird. Vielleicht anders als erwartet. Ziemlich sicher anders als wir das geplant hatten. Und nach jedem Abenteuer sind wir über uns hinausgewachsen. 

Nimm dir doch mal Zeit und schreibe deine Abenteuer auf. Hör auf dir zu erzählen, was dir Tragisches passiert ist, sondern erzähle dir wie du gehandelt hast, was du geschafft hast und was du daraus gelernt hast. Die Heldin im Film bleibt nicht bei ihrer Erzählung in dem Moment hängen, in dem alles schief läuft und erzählt sich immer wieder wie schlecht es das Leben mit ihr gemeint hat und wie ungeschickt sie vielleicht damals agiert hat. Die Heldin erzählt wie es ihr nach dem Abenteuer geht, worauf sie stolz ist und was sie vollbracht hat. Worauf darfst du stolz sein? Was hast du geschafft, obwohl vielleicht scheinbar alles gegen dich stand?

Gib dir die Erlaubnis die Heldin deines Lebens zu sein.

Und lebe das Abenteuer Leben.

Von Herzen,

Sigrid